Mit BIER verschmelzen die Dimensionen von hier und anderswo. Anderswo ist dort, wo keine Angst, keine Langeweile, kein Überdruss und keine Einsamkeit mehr ist, wo das hässliche und traurige plötzlich auf sonderbare Weise schön wird, wo man ohne Schmerzen an der Seele leiden kann. Wenn das Moos über Xyladecor siegt und ein Abfallhaufen wie eine Madonna strahlt, wenn aus Ekel Lust wird, dann bist du anderswo, weit weg von den Einfamilienhäusern, hinter deren Mauern die Tyrannei von Schulpflicht und Erwerbsarbeit wie ein Damoklesschwert schwebt.
Du bist nicht mehr dort, wo die Pflicht und Verantwortung derart groß geschrieben wird, dass kein anderer Satz auf das Blatt Papier, das du am liebsten wegwerfen möchtest, mehr passt.
Bier, das ist eine erfolgreiche Flucht von allem gegenständlichen. Jarmila Sulakova ist die Fleischwerdung dieses Gefühls. Sie ist eine alte Frau, die es nicht nötig hatte, sich zu schminken und die Haare zu färben, eine Frau aus einer anderen Zeit, in der man traurig sein durfte, ohne Gefahr zu laufen, Antidepressiva verordnet zu bekommen. Leider ist sie voriges Jahr gestorben und ich wünsche mir, dass sie im Jenseits meine Großmutter sein wird. Großmutter sein, das potenziert, die Mutterliebe.
Alkohol funktioniert wie eine Wechselstube, man tauscht Unglück gegen Glück, aber man täuscht sich, denn das Unglück meldet sich zurück und der Wechselkurs für das Glück wird immer höher. Beim ersten Bier bekommst du für eine Unglückseinheit vier Glückseinheiten. Doch der Wechselkurs verschlechtert sich, du bekommst für eine Glückseinheit vierzig Unglückseinheiten, wenn du zehn Halbe trinkst.
Aber diese Einheit ist unbeschreiblich schön, weil sie die einzige, die zählt, überhaupt ist.
Bier ist wie ein Katalysator, der die Seele aus dir heraustropfen lässt, wie das Öl aus der Ablaufschraube eines Autos.